Loar (Tirol)

Mit einer Fläche von lediglich 55.100 m² zählt die im Gemeindegebiet Kramsach, nördlich des Ortsteils Hagau, im Bezirk Kufstein gelegene Kramsacher Loar zu den kleinsten Schutzgebieten Tirols. Als eines der wenigen noch verbliebenen Restfeuchtgebiete im ansonsten durch Flussverbauung, Siedlungstätigkeit und intensive Landwirtschaft weitgehend denaturierten Inntal, stellt das auf 515 m Seehöhe gelegene Moor ein wichtiges naturräumliches Vernetzungselement und Rückzugsgebiet für zahlreiche stark gefährdete bzw. vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten dar.

Dieser einzigartige Lebensraum ist reich strukturiert und weist ein kleinräumiges Mosaik aus Gräben, offenen Wasserflächen, Schilfröhricht, Pfeifengraswiesen, Groß- und Kleinseggenriedern, Hochstaudenfluren, eingestreuten Gehölzgruppen sowie am Südwestrand einen artenreichen Waldmantel auf. Der | naturschutzbund | Tirol betreut im Auftrag des Landes Tirol das Schutzgebiet.

© Klaus Kugi

© Helena Nowotny

© Alois Ortner

Die Loar wird von dem im Jahresverlauf stark schwankenden Wasserstand entscheidend geprägt. Während von etwa Mai bis August weite Teile der Loar unter Wasser stehen (temporäres Wasserbecken), trocknet es von November bis März vollkommen aus.

Mit bisher 39 registrierten Arten zählt die Loar nicht nur in Tirol, sondern auch im mitteleuropäischen Vergleich zu den artenreichsten Libellenlebensräumen. Eine Besonderheit ist dabei die sehr seltene Sibirische Winterlibelle (Sympecma paedisca) Bemerkenswert ist auch das Auftreten aller acht in Tirol heimischen Arten aus der Gattung der Heidelibellen, deren meist rot gefärbte Männchen im Spätsommer regelmäßig beobachtet werden können. Ebenfalls ist dieses Feuchtgebiet das artenreichste Lurchgewässer im mittleren Tiroler Inntal. Hervorzuheben ist der Laubfrosch, der lediglich hier in größerer Individuenzahl vorkommt. Das Gebiet ist weiters Heimat von Gelbbauchunke, Wasserfrosch, Grasfrosch, Erdkröte sowie Teich- und Bergmolch.

Mit 19 Arten für ein Feuchtgebiet überaus zahlreich vertreten ist auch die Gruppe der Heuschrecken, deren Gesänge an warmen Sommertagen überall im Gebiet zu vernehmen sind. Darunter befinden sich Arten, wie die Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) oder die erst kürzlich in der Loar entdeckte, in Tirol sehr seltene Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar). Von den zahlreichen Schmetterlingsarten, die hier vorkommen, ist der stark bedrohte und geschützte Gelbringfalter (Lopinga achine) als Beispiel zu nennen.

85 hier beheimatete Vogelarten, darunter 14 Rote-Listen-Arten sind ein Zeichen für die große Bedeutung als Vogelbrutgebiet.

Unter den Pflanzenarten stechen zwei typische und früher in Tallagen weit verbreitete Riedwiesenarten besonders ins Auge. Es handelt sich dabei um die Sibirische Schwertlilie, die im Frühjahr ihre prächtigen Blüten zeigt und den in den Sommermonaten blühenden Lungen-Enzian. Für beide Arten ist das Schutzgebiet eines der wenigen noch verbliebenen Rückzugsgebiete in Tirol.

Gefährdete Vogelarten und Charakterartenwww.tiroler-schutzgebiete.at):

  • Zwergtaucher (Tachybabtus ruficollis)
  • Teichralle (Gallinula chloropus)
  • Wasserralle (Rallus aquaticus)
  • Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris)
  • Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus)
  • Neuntöter (Lanius collurio)
  • Rohrammer (Emberiza schoeniclus)

Unter den Wirbellosen wurden im Gebiet 35 Libellenarten (damit eines der reichhaltigsten Libellenbiotopen in ganz Mitteleuropa), 16 Heuschreckenarten und 233 Schmetterlingsarten nachgewiesen (LANDMANN 1994, ORTNER 1993), darunter die seltenen Arten:

  • Sibirische Winterlibelle (Sympecma paedisca)
  • Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum)
  • Keilflecklibelle (Aniciaeshna isosceles)
  • Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta)
  • Frühe Heidelibelle (Sympetrum fonscolombei)
  • Sumpfschrecke (Mercostethus grossus)
  • Lauchschrecke (Parapleurus alliaceus)
  • Federmotte (Stenoptilia pneumonanthes), am Lungenenzian
  • Gelbringfalter (Lopinga achine)
  • Eulenfalter (Deltote uncula, Chilodes maritima, Leucapamea ophiogramma)
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